Im letzten Jahr, von Oktober 2023 bis September 2024, betrug der größte Teil des estnischen Stromverbrauchs Netto-Importe, die mehr als ein Drittel (rund 40%) des Gesamtverbrauchs ausmachten. Kohlenstoffarmer Strom stellte etwa 30% des gesamten Stromverbrauchs, wobei Solar- und Windenergie jeweils mit fast 12% und 11% bedeutende Anteile beitrugen. Geothermie und Biokraftstoffe, zusammen unter kohlenstoffarmen Energien gruppiert, trugen ebenfalls zusätzlich etwa 7% bei. Fossile Brennstoffe waren für knapp 30% des Stromverbrauchs verantwortlich, wobei Öl etwa 23%, Kohle fast 6% ausmachten. Angesichts der bedeutenden Beteiligung von importiertem Strom und fossilen Brennstoffen ist ersichtlich, dass es bedeutendes Potenzial für die Erhöhung des Anteils an kohlenstoffarmen Energien gibt.
Um den Anteil an kohlenstoffarmem Strom in Estland zu erhöhen, sollte das Land in die Erweiterung bestehender Wind- und Solarkapazitäten investieren, da diese Technologien bereits große Mengen an Strom liefern. Inspiration kann von Ländern wie Dänemark und Deutschland kommen, wo Windenergie 61% bzw. 31% des Stromverbrauchs ausmacht. Auch Nachbarländer wie Litauen (22%) und Schweden (22%) zeigen eine starke Abhängigkeit von Windenergie. Zusätzlich könnte Estland von Ländern wie Frankreich und der Slowakei lernen, wo Kernenergie 67% bzw. 60% des Stroms liefert. Diese Diversifikation in kohlenstoffarme Energien, einschließlich Kernenergie, könnte dazu beitragen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und den gesamten Kohlenstoff-Fußabdruck des Landes zu senken.
In den letzten Jahrzehnten hat Estland stetige, wenn auch ungleichmäßige Fortschritte bei der Erzeugung von Strom aus kohlenstoffarmen Quellen gemacht. In den frühen 2010er Jahren gab es einen Anstieg bei der Stromproduktion aus Biokraftstoffen, mit einer Zunahme von 0,3 TWh im Jahr 2009 und 0,4 TWh im Jahr 2010. Allerdings gab es auch periodische Rückgänge, wie einen Rückgang von 0,3 TWh im Jahr 2013. In jüngerer Zeit, im Jahr 2020, zeigte sich eine Zunahme bei der Stromproduktion sowohl aus Biokraftstoffen als auch aus Wind- und Solarenergie, mit jeweils zusätzlichen 0,2 TWh. Trotz eines leichten Rückgangs der Biokraftstoffproduktion um 0,7 TWh zwischen 2023 und 2024, war es ermutigend zu sehen, dass Solar- und Windenergie weiterhin positive Beiträge mit zusätzlichen 0,2 TWh bzw. 0,1 TWh leisteten. Diese Trends zeigen ein wachsendes Engagement für die Expansion kohlenstoffarmer Stromquellen in Estland.