Derzeit beträgt der Anteil kohlenstoffarmer Stromquellen in Nicaragua mehr als die Hälfte des gesamten Elektrizitätsverbrauchs, genauer gesagt 55,66%. Fossile Brennstoffe machen rund ein Viertel des Verbrauchs aus, nämlich 25,47%. Der Rest wird durch Netto-Importe gedeckt, die etwa 19% ausmachen. Schaut man sich die kohlenstoffarmen Quellen im Detail an, zeigt sich eine breite Palette: Biokraftstoffe stehen für fast 18%, gefolgt von Geothermie mit etwa 14% und Windenergie mit ungefähr 12%. Wasserkraft trägt knapp 11% zur Stromerzeugung bei. Diese Diversifizierung zeigt Nicaraguas Engagement für saubere Energie, jedoch bleibt noch Luft nach oben, insbesondere in Hinblick auf den hohen Anteil fossiler Energien.
Um den Anteil kohlenstoffarmer Elektrizität weiter zu erhöhen, könnte Nicaragua seine Windenergieerzeugung ausbauen. Länder wie Dänemark und Uruguay haben mit großen Anteilen an Windenergie, von 59% bzw. 33%, gezeigt, wie effektiv diese Technologie sein kann. Auch wenn Nicaragua durch seine geografischen und klimatischen Bedingungen nicht mit allen Ländern verglichen werden kann, zeigt das Beispiel von Uruguay, einem kleinen lateinamerikanischen Land, wie erfolgreich Windenergie entwickelt werden kann. Darüber hinaus könnten Erfahrungen anderer Länder in der Solarenergie von Interesse sein, wie zum Beispiel in Griechenland und Chile, die beide 22% ihrer Elektrizität aus Solarenergie beziehen.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Nicaragua seit den frühen 1970er Jahren in kohlenstoffarme Technologien investiert hat. In den 1970er Jahren begann das Land, in Wasserkraft zu investieren, erlebte jedoch in den 1980er und 2000er Jahren einige Rückgänge. Seit den 1980er Jahren kamen Geothermie und in den letzten Jahrzehnten auch Windenergie als bedeutende Quellen hinzu. Seit 1984 brachte die Geothermie steten Wachstum, das sich besonders ab 2012 beschleunigte. Der Windsektor erhielt 2013 und 2014 deutliche Impulse und trug dazu bei, die Kohlenstoffintensität der nicaraguanischen Stromerzeugung weiter zu reduzieren. Der jüngste Anstieg der Biokraftstoffe im Jahr 2021 unterstreicht die anhaltenden Anstrengungen, einer gerechteren Kohlenstoffbilanz entgegenzugehen.