In den letzten zwölf Monaten, von November 2023 bis Oktober 2024, hat Lettland einen bemerkenswerten Anteil an kohlenstoffarmem Strom erreicht, der mehr als 64 % der gesamten Elektrizität ausmacht. Die dominierende Quelle innerhalb dieser Kategorie ist die Wasserkraft mit über der Hälfte des gesamten Stroms (ungefähr 50 %), während Biofuels einen kleineren Beitrag leisten. Solarenergie trägt etwa 5 % bei, Windenergie liegt bei knapp 4 %. Fossile Brennstoffe, ausschließlich Gas, machen fast ein Viertel der Stromerzeugung aus (etwa 24 %), und fast 11 % des Stroms stammen aus Netto-Importen. Diese Dominanz der Wasserkraft zeigt die Abhängigkeit Lettlands von diesem sauberen Energiesektor, während andere kohlenstoffarme Quellen wie Wind und Solar noch Luft nach oben haben.
Um die kohlenstoffarme Stromerzeugung weiter zu steigern, könnte Lettland von Erkenntnissen anderer Länder profitieren, die erfolgreich in diese Richtung gegangen sind. Besonders hervorzuheben sind Länder mit ähnlichen Rahmenbedingungen in Europa, die auf Kernkraft setzen. Frankreich, beispielsweise, erzeugt etwa 67 % seines Stroms aus Kernkraft. Auch in der Slowakei und der Ukraine spielt Kernenergie mit etwa 60 % bzw. 55 % eine zentrale Rolle. Lettland könnte Kernkraft als eine zuverlässige, saubere Energiequelle in Betracht ziehen, um seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Ferner lässt sich ein Blick auf Windenergie werfen, da Dänemark fast 60 % seines Stroms durch Windenergie generiert – ein Sektor, in dem Lettland noch recht wenig investiert hat.
Ein Blick in die Geschichte der kohlenstoffarmen Stromerzeugung in Lettland zeigt, dass sich die Stromerzeugung im Bereich Wasserkraft im Laufe der Jahre immer wieder verändert hat. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren gab es deutliche Schwankungen: Ein signifikantes Wachstum wurde 1990 verzeichnet (0,9 TWh), während 1991 ein Rückgang von 1,2 TWh stattfand. Diese Schwankungen waren auch in den späteren Jahren sichtbar, mit einem nennenswerten Rückgang im Jahr 1999. In jüngeren Jahren, insbesondere 2017 und 2023, konnte wieder Wachstum verzeichnet werden. Diese uneinheitliche Entwicklung offenbart die Notwendigkeit, die Abhängigkeit von einzelnen Quellen zu reduzieren und das Portfolio durch Investitionen in Kernkraft, Wind und Solar weiter zu diversifizieren, um stabile saubere Energieproduktion langfristig sicherzustellen.